PM zu der „Attacke gegen Juden in Berlin"
23. Apr 2018
Im
Berliner Viertel Prenzlauer Berg sind zwei junge Erwachsene, die eine Kippa
trugen, beleidigt worden. Ein Syrer hat einen von ihnen mit einem Gürtel
geschlagen und verletzt, offenbar weil er ihn für einen Juden hielt. Wir
verurteilen solche Angriffe scharf und beklagen die hohe Zahl antisemitischer
Vergehen in Deutschland.
Die
Aussage des Präsidenten des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, ist sehr zu
begrüßen, dass über die Ergreifung des Täters hinaus auch herauszufinden sei,
„was ihn antisemitisch geprägt habe“. Auch wir fragen: Sind es negative
Haltungen gegenüber Juden, die von der älteren Generation auf die jüngere
übertragen werden, sowohl bei Deutschen als auch bei muslimischen
Zugewanderten? Ist es das Gefühl, in Deutschland unterprivilegiert zu sein?
Sind es Vorurteile, die durch gesellschaftliche Trennung gefördert werden? Sind
es Feindbilder und Hass, die sich auch aus der politischen Situation im Nahen
Osten speisen?
Vielleicht spielt all dies eine Rolle. Dass es dazu Studien
gibt, ist gut, aber es braucht auch wirksame Strategien gegen die höchst
bedenkliche Entwicklung. U.a. muss der Berliner Stadtrat aktiv werden und
Programme zum Schutz der Bürger jüdischen Glaubens und zur Prävention
antisemitischer Tendenzen auflegen. Positive Ansätze der Verständigung und
Zusammenarbeit zwischen Juden und Moslems wie z.B. die
Salaam-Schalom-Initiative in Berlin sind zu unterstützen und ihre Erfahrungen
zu nutzen.
Auf keinen Fall dürfen wir zulassen, dass junge Menschen sich in eine Art Stellvertreterkrieg hineingezogen fühlen: zwischen Israelis, die immer noch um ihr Existenzrecht im Nahen Osten kämpfen müssen, und Palästinensern, die unter der israelischen Besatzung täglich leiden. Dieser Konflikt muss dringend politisch gelöst werden. Für das Klima in Deutschland ist es dabei nicht hilfreich, wenn jede Kritik an der Regierung des Staates Israel als antisemitisch inkriminiert wird.
Münster, 23.4.2018
Veronika Hüning, Diözesanvorsitzende von pax christi Münster
Klaus
Hagedorn, Geistlicher Beirat
Daniel Kim Hügel, Friedensreferent
Kontakt für die Presse: Daniel Kim Hügel,
Friedensreferent
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