Friedensabkommen Kolumbien
25. Aug 2016
Am Mittwoch ist die Veröffentlichung des endgültigen Textes der
Friedensvereinbarungen zwischen kolumbianischer Regierung und
FARC-Guerilla angekündigt. Die Einigung wird von den Organisationen der
Deutschen Menschenrechtskoordination Kolumbien begrüßt. Der bewaffnete
Konflikt in Kolumbien dauert seit Mitte der sechziger Jahre an. Die
formale Unterzeichnung ist für den 23. September vorgesehen. Die
Umsetzung des Abkommens stellt Kolumbien vor neue Herausforderungen.
„Wir
begrüßen die Einigung der Verhandlungspartner und hoffen, dass die
Umsetzung des Abkommens Gewalt und Armut in Kolumbien reduzieren
wird.Trotz sehr unterschiedlicher Positionen sind die kolumbianische
Regierung und die FARC-Guerilla in zentralenThemen übereingekommen. Dazu
gehören die ländliche Entwicklung, politische Teilhabe, der Umgang mit
den Opfern des Konflikts, die Übergangsjustiz sowie der Drogenanbau und
–handel. Besonders begrüßen wir auch die Übereinkünfte zum Austritt
unter 15-jähriger Kindersoldaten aus den Reihen der FARC und ihre
Wiedereingliederung in die zivile Gesellschaft“, erklärt Albert
Recknagel, Vorstandssprecher von terre des hommes.
„Wir
werden der kolumbianischen Zivilgesellschaft weiterhin bei ihrem
Engagement für Frieden und Versöhnung zur Seite zu stehen. Wir hoffen,
dass die Bundesregierung und die EU den Friedensprozess unterstützen und
dabei die Anliegen der Zivilgesellschaft zentral berücksichtigen. Die
Unterstützung muss langfristig angelegt sein, denn es wird Jahre dauern,
Ursachen und Folgen des bewaffneten Konflikts zu überwinden“, sagt
Claudia Warning, Vorstandsmitglied von Brot für die Welt.
„Eine
zentrale Gefahr für den Frieden geht von paramilitärischen Gruppen aus.
Es wird keinen dauerhaften Frieden in Kolumbien geben, wenn der Staat
nicht gezielt gegen die Paramilitärs und ihre Unterstützerkreise
vorgeht", befürchtet Oliver Müller, Leiter von Caritas international.
"Die wachsende Präsenz dieser bewaffneten Gruppen stellt eine große
Gefahr für Organisationen der Zivilgesellschaft dar.“
„Leider
gab es in den letzten zwei Jahren eine Zunahme von Übergriffen gegen
Aktivisten und Aktivistinnen sozialer Bewegungen. Davon sind vielfach
Partner deutscher Menschenrechts- und Entwicklungsorganisationen
betroffen. Daher bitten wir die Bundesregierung, gegenüber der
kolumbianischen Regierung eine Garantie für den Schutz dieser
Organisationen einzufordern; diese spielen eine entscheidende Rolle für
die Umsetzung des Friedens in Kolumbien. Darüber hinaus ist es
dringlich, die Verhandlungen mit der Guerillagruppe ELN voranzutreiben,
um auch diesen bewaffneten Konflikt zu beenden“, so Pirmin Spiegel,
Hauptgeschäftsführer von MISEREOR.
Der nächste
Meilenstein für die Friedensverträge ist ein Plebiszit, bei dem die
kolumbianische Bevölkerung über das Abkommen abstimmt. Eine Mehrheit für
das Abkommen ist bisher ungewiss. Die Partner der Organisationen der
Deutschen Menschenrechtskoordination Kolumbien setzen sich für die
Annahme des historischen Abkommens ein und mobilisieren für die
Stimmabgabe.
Im bewaffneten Konflikt in
Kolumbien geht es vor allem um die Landfrage und politische
Mitbestimmung; der Drogenhandel trägt wesentlich zur Finanzierung bei.
Direkt beteiligt sind die Guerilla-Gruppen FARC (Fuerzas Armadas
Revolucionarias de Colombia), ELN (Ejercito de Liberación Nacional) und
EPL (Ejército Popular de Liberación), aber auch paramilitärische Gruppen
sowie Polizei und Militär. Mehr als acht Millionen Menschen,
überwiegend Zivilistinnen und Zivilisten, wurden Opfer von Gewalttaten.
FARC und Regierung verhandeln seit Ende 2012 auf Kuba. Regierung und ELN
kündigten im März 2016 den offiziellen Beginn von Gesprächen an, dieser
Prozess ist jedoch ins Stocken geraten. Deutsche Menschenrechts- und
Entwicklungsorganisationen setzen sich seit Jahrzehnten für
Menschenrechte, ein Ende des Krieges und für Versöhnung in Kolumbien
ein.
s. auch Factsheet vom 23. März 2016
Auch die Kommission "Solidarität Eine Welt" von pax christi beschäftigt sich mit dem Thema.
Auch die Kommission "Solidarität Eine Welt" von pax christi beschäftigt sich mit dem Thema.