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pax christi

menschen machen frieden - mach mit.

Unser Name ist Programm: der Friede Christi. 

pax christi ist eine ökumenische Friedensbewegung in der katholischen Kirche. Sie verbindet Gebet und Aktion und arbeitet in der Tradition der Friedenslehre des II. Vatikanischen Konzils. 

Der pax christi Deutsche Sektion e.V. ist Mitglied des weltweiten Friedensnetzes Pax Christi International.

Entstanden ist die pax christi-Bewegung am Ende des II. Weltkrieges, als französische Christinnen und Christen ihren deutschen Schwestern und Brüdern zur Versöhnung die Hand reichten. 

» Alle Informationen zur Deutschen Sektion von pax christi

Diözesanversammlung 2017

06. Nov 2017

Quo vadis, Europa? Mit diesem aktuellen Thema beschäftigte sich unsere diesjährige Diözesanversammlung. Pater Martin Maier aus Brüssel stellte seine spannenden Thesen vor und diskutierte mit den Teilnehmenden.

Bericht von der Diözesanversammlung 2017

Die diesjährige Diözesanversammlung fand am 21.Oktober in den Räumen der KSHG Münster von 9.30 bis 17.30 Uhr statt. Es waren rund 30 Mitglieder anwesend.

Die aus unterschiedlichen Richtungen Gekommenen treffen sich zum Kaffee im Café Milagro der KSHG, von wo aus im Forum der Friedensreferent Daniel Kim Hügel begrüßt und zum Morgenlob und Tagesimpuls überleitet.

Veronika Hüning regt an zum gemeinsamen Lied GL 425 „So lang es Menschen gibt...“ und zum gemeinsamen Gebet des Psalms 146 (GL 77) „Lobe den Herrn, meine Seele...“ und formuliert einen kurzen Denkanstoß für das Thema „Quo vadis, Europa?“ Sie nennt ein paar Stichpunkte zum „Friedensprojekt Europa“ und zitiert drei Jugendliche, die anlässlich der Verleihung des Friedensnobelpreises an Europa aufgeschrieben hatten, was ihnen Frieden in Europa bedeutet.

In der Aula wird unter der Moderation von Klaus Hagedorn und Barbara Brockmann (Referentin für Politik und Gesellschaft, KSHG Münster) das Programm mit dem Vortrag von Dr. Martin Maier SJ „Quo vadis, Europa?“ fortgesetzt. Klaus skizziert die Zustandsbestimmungen zu Europa: unterschiedliche Geschwindigkeiten, Fremdenfeindlichkeit, die nur halb gerissene Mauer zwischen Ost und West, eigensüchtige Nationen, Festung Europa und Zerfall der Wertegemeinschaft. Herausforderungen seien Globalisierung, Digitalisierung und Gewalt/Terror weltweit. Ein Blick zurück sei nötig, eine nüchterne Bestandsaufnahme und eine Vision/ Friedensaktion. Maier sei Oscar Romero-Begleiter, betrachte ihn als Prophet. Papst Franziskus wolle Romero 2018 heilig sprechen.

Quo vadis, Europa? Vortrag von Martin Maier

Der Referent erläutert zunächst seine eigene Position in Brüssel, die durch den Jesuitengründer Ignatius von Anfang an europäisch ausgerichtet gewesen sei. Die Jesuiten haben schon immer – erst in Straßburg, dann in Brüssel – eine Niederlassung unterhalten. Sie verantworten den Religionsunterricht an vier europäischen Schulen in Brüssel und sorgen für den Predigtdienst in der dortigen Chapel of Europe. Es herrscht eine pfingstliche Vielstimmigkeit in Brüssel unter den 30.000 Beamt*innen, die wie auch im Europaparlament und im Europarat 24 Sprachen sprechen, wenngleich die Brückensprache letztlich Englisch ist.

Im Rahmen seines Vortrags "Quo vadis, Europa?" stellte Dr. Martin Maier SJ insgesamt 15 Thesen zum Thema vor:

1. Die Krise der Europäischen Union muss im größeren Kontext der globalen Krise gesehen werden. Dazu einige Schlaglichter: Am 22. Juli 2017 hat US-Präsident Donald Trump den Flugzeugträger Gerald Ford in Dienst gestellt, der 13 Milliarden Dollar gekostet hat. Annähernd gleichzeitig hat das Ernährungsprogramm der Vereinten Nationen seine neuen Zahlen veröffentlicht: die Zahl der Hungernden ist im vergangenen Jahr um 11 Prozent dramatisch auf 815 Millionen Menschen gestiegen. Das schwedische Friedensforschungsinstitut Sipri schätzt die weltweiten Militärausgaben für 2015 auf 1667 Milliarden Dollar – das sind 2,3 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts. Weltweit sind 65 Millionen Menschen auf der Flucht.

2.  Die Krise der Europäischen Union muss auch geschichtlich in einem größeren Kontext gesehen werden. Die europäische Einigung ist welthistorisch eine einzigartige Erfolgsgeschichte der Versöhnung, des Friedens und der Solidarität. Die EU hat 2012 zu Recht den Friedensnobelpreis verliehen bekommen.

3. „Die Werte, auf die sich die Union gründet, sind die Achtung der Menschenwürde, Freiheit, Demokratie, Gleichheit, Rechtsstaatlichkeit und die Wahrung der Menschenrechte einschließlich der Rechte der Personen, die Minderheiten angehören. Diese Werte sind allen Mitgliedstaaten in einer Gesellschaft gemeinsam, die sich durch Pluralismus, Nichtdiskriminierung, Toleranz, Gerechtigkeit, Solidarität und die Gleichheit von Frauen und Männern auszeichnet.“ (Vertrag von Lissabon, Art. 2)

4. Die Europäische Union steckt in einer tiefen Krise, die nicht wirtschaftlicher oder technischer sondern existentieller Natur ist. Überzeugte Europäer sehen die Zukunft der EU in Frage gestellt und sehen die Gefahr neuer Kriege in Europa als real.

5. Die Stimmung in Europa ist geprägt von Angst: Angst vor Arbeitslosigkeit, zukünftig sinkenden Renten, Klimawandel, Terrorismus, Konflikten an den Grenzen, Migranten und Flüchtlingen, Verlust der eigenen Identität und Kultur. Dies erklärt zu einem guten Teil den Zulauf zu populistischen Parteien.

6. Die Finanzkrise hat zu einer Spaltung der EU-Mitgliedsstaaten in Gläubiger und Schuldner und zu einem Nord-Süd-Gefälle geführt.

7. Weitaus bedrohlicher als die Finanzkrise ist die Migrationskrise, die die Grundwerte der Europäischen Union in Frage stellt. Sie ist eine Solidaritätskrise und hat zu einer Renationalisierung der Politik und zu einer Wiederauferstehung der Ost-West-Spaltung geführt.

8. Vielen Menschen gilt die EU als mechanistische, technokratische Institution, als bürokratisches Projekt, den täglichen Anliegen der Bevölkerung weit entrückt. Sie erscheint undurchschaubar, schwerfällig, teuer.

9. Das wahrgenommene Demokratiedefizit, gepaart mit den wirtschaftlichen Problemen, schafft eine Situation, in der immer mehr Menschen die Legitimität der EU und ihrer Institutionen infrage stellen. Die politischen Entscheidungsprozesse auf EU-Ebene müssen transparenter und demokratischer gestaltet werden.

10. Nationale Referenden sind kein geeignetes Instrument der europäischen Politik, weil die EU ein Raum der Verhandlungen ist, während Volksabstimmungen das letzte Wort des Volkes darstellen und deshalb weitere Verhandlungen ausschließen und so zu einem nationalen Veto gegen die Ausführung einer gemeinsam beschlossenen europäischen Politik werden.

11. „Wo Gefahr ist, wächst das Rettende auch.“ -  Die gegenwärtige Krise kann auch zu einer Chance werden. Es gibt viele Initiativen und Gruppen, die versuchen, Europa „neu zu denken“ und „neu zu gründen“. Eine wichtige Quelle dafür sind die vier Reden zu Europa von Papst Franziskus vor dem Europäischen Parlament und dem Europarat (2014), bei der Verleihung des Karlspreises (2016) und anlässlich der Feier des 60. Jahrestag der Römischen Verträge (2017).

12. Die Kirche und Pax Christi sollten sich für eine stärkere Europäisierung der Außen-, Entwicklungs-, Friedens- und Sicherheitspolitik einsetzen. Dabei müssen zivile Mittel Vorrang vor militärischen haben. Die Verwendung entwicklungspolitischer EU-Gelder für militärische Unterstützung und den Ausbau von Grenzanlagen ist strikt abzulehnen. Anstelle der Militärausgaben sollen die Gelder für Krisenprävention und Rechtsstaatsmissionen erhöht werden.

13. Die Kirche und Pax Christi sollten sich aktiv an den Bürgerkonventen zur Diskussion über die Zukunft er EU beteiligen, die der französische Präsident Emmanuel Macron für das erste Halbjahr 2018 angeregt hat.

14. Papst Franziskus erinnert daran, dass die Identität Europas immer eine „dynamische und multikulturelle Identität“ gewesen sei. Er schlägt einen neuen europäischen Humanismus vor, der auf Dialog, Begegnung, Integration und Kreativität gründet.

15. Europa kann als Kontinent einer versöhnten Verschiedenheit zu einem Modell für eine friedlichere und gerechtere Weltordnung werden. Ich nenne diese Ordnung eine „Zivilisation geteilter Genügsamkeit“, deren entscheidende Maßstäbe Universalisierbarkeit, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit sind. Die Wirtschaftsweise der reichen Länder des Nordens ist schon aus ökologischen Gründen nicht universalisierbar. Was nicht universalisierbar ist, kann aber dem kategorischen Imperativ Kants zufolge auch nicht ethisch vertretbar sein. Gerechtigkeit im globalen Maßstab bedeutet, dass jeder Mensch das gleiche Recht auf die natürlichen Ressourcen und auf Energieverbrauch hat und dass auch die ökologischen Folgekosten zumindest annähernd gleich verteilt sein müssen. Nachhaltigkeit heißt, so zu wirtschaften, dass die Grundlagen des Handelns nicht zerstört werden und dass die Rechte und Interessen zukünftiger Generationen berücksichtigt werden. Die Europäische Union hat die Voraussetzungen und Möglichkeiten, zur Realisierung einer solchen neuen Weltzivilisation beizutragen.

Gespräch mit Martin Maier

Ab 11.30 Uhr: Barbara Brockmann moderiert das Gespräch mit Martin Maier.

Welche Rolle spielt Emanuel Macron?
Maier: Seine Finanzvorschläge sind neoliberal (den Maßnahmen Gerhard Schröders ähnlich); er will auf den Kommissar für Frankreich verzichten, schlägt einen europäischen Finanzminister vor, neues Reglement für Europawahl, um im Europaparlament die Parteienkonflikte zu reduzieren.
Gegenwärtig setzt Macron seine Hoffnung auf die Grünen.

Warum hat Europa im Bundestagswahlkampf kaum eine Rolle gespielt?
Maier: Furcht vor negativen Auswirkungen; wie man an Macron und an Martin Schulz sieht, war es ein Fehler!

Wie könnte man die Krise in der EU beenden/abfedern?
Maier: Die bevormundende Haltung gegenüber den Mittelmeeranrainer-Staaten muss einer entschieden solidarischen Haltung weichen; die Sorge der kleinen EU-Staaten vor einer Vormacht Deutschlands und Frankreichs gilt es ernst zu nehmen; man muss klar machen, dass Europa kein „Supermarkt“ ist, sondern Pflichten von den Mitgliedern fordert. Die postkoloniale Haltung gegenüber Afrika muss einem Dialog auf Augenhöhe Platz machen. Der Flüchtlingsdruck muss durch gerechtere Wirtschafts- und Handelspolitik gesenkt werden.

Wie sollten wichtige Entscheidungen für Europa aussehen?
Maier: Die Waffenexporte aus Frankreich, Deutschland und Großbritannien müssen reduziert werden. Ebenso muss die Agrarpolitik zu Ungunsten Afrikas gebremst/ gestoppt werden. Absage aller militärischen Krisenintervention zugunsten diplomatischer Lösungen. Auf die Türkei sollte effektiv Druck ausgeübt werden gegen Menschenrechtsverletzungen.

Von 12.30 bis 13.30 Uhr wird Mittag gegessen im Café Milagro/der Mensa der KSHG.

 

Diözesanversammlung – der Nachmittag

13.30 Uhr übernimmt Daniel wieder die Moderation und führt durch Stellungnahmen/ Aussprache über die Berichte des Vorstands/des Friedensreferenten
Auswahlgespräche mit den Freiwilligen: Das Bedauern über den „Leerlauf“ und fehlende Betreuung der Freiwilligen vor Ort wird durch ihre erfreuliche Eigeninitiative womöglich aufgewogen. Warum ein solcher demotivierender freimütiger Bericht in die Korrespondenz gelangen kann? Die Redaktion übt keine Zensur an den Beiträgen.
Vereinzelt würden Anrufe im Büro nicht beantwortet. Prinzipiell wird der AB abgehört und der Anrufer erhält einen Rückruf.

Friedenslauf und Katholikentag, auch Katholikentag Plus werden ausführlich beleuchtet. Soweit bekannt, werden auch Orte bekannt gegeben. Die Navigation im Netz auf den Seiten zur Vorbereitung auf den Katholikentag ist kompliziert.

Das Bedauern über ggf. zu geringe Berücksichtigung von regionalen Aktionen im Bericht (z.B. Recklinghausen) wird mit der Anregung beantwortet, solche Aktionen an den Vorstand und die Redaktion weiterzugeben, damit sie berücksichtigt werden. Termine und Texte sollen bis zum 15. November an die Redaktion geschickt werden.

Anträge für die Versammlung sind nicht eingegangen; der Punkt kann also entfallen.

Der Antrag auf Entlastung des Vorstandes wird einstimmig mit drei Enthaltungen angenommen.

Veränderungen im Diözesanvorstand mit Ablauf der Wahlperiode 10/2018
Hier äußert sich Veronika: Claus Lohscheller und sie selbst werden aus persönlichen Gründen ausscheiden. Klaus und Eberhard werben um vereinte Bemühungen um eine ebenso engagierte wie kompetente Ergänzung. Die Vierzahl erscheint auch im Vergleich mit anderen Vorstandszusammensetzungen als Mindestanforderung. Allen ist klar, dass zugleich das Image von Pax Christi und eine Verjüngung der Mitglieder mit dem Problem zusammenfallen. Gegen Bedenken wird argumentiert, es gibt Vorlauf und wir alle wissen uns unter dem Segen Gottes. Der Dialog mit Jüngeren kann auch erfolgreich für Pax Christi sein, wie Johannes Gertz und sein Sohn Lukas zeigen. Die Kooperation mit der Friedensinitiative Nottuln soll weitergeführt und verstärkt werden, da es ihr oft gelingt, viele Menschen zu mobilisieren (wenn auch nicht unbedingt Jüngere).

Hier schließt sich eine kurze Kaffeepause an, nach der 15.30 Uhr Mitteilungen, Anregungen und wichtige Termine ausgetauscht werden.  
Claus Lohscheller ergänzt seine Eindrücke vom Gespräch mit Angehörigen der Militärseelsorge.
Ein Mitglied von pax christi Lüdinghausen wird von Johannes Gertz in die neu gegründete pax christi-Gruppe Recklinghausen eingeladen.

In der Kapelle leitet Klaus Hagedorn einen Abschlussgottesdienst zum Thema „Salz der Erde / Licht der Welt“, der mit einer Agapefeier im Forum ausklingt.