Feierliche Preisverleihung
22. Jul 2017
+++AKTUALISIERT+++Mehr als 80 Gäste waren der Einladung des Diözesanverbands von pax christi gefolgt, um der Preisverleihung des Papst-Johannes-XXIII-Preises an Bernd Mülbrecht und sein Team vom "Haus der Wohnungslosenhilfe" beizuwohnen: Wegbegleiter*innen von Bernd Mülbrecht und seiner Arbeit, Mitglieder von pax christi, Politiker*innen der Stadt, des Landtags und aus dem Bundestag sowie Vertreter*innen Sozialer Einrichtungen in Münster.
Die Feier begann kurz nach 15 Uhr mit einer flotten Klavier-Improvisation aus berufener Hand, von Klaus Hagedorn importiert aus Oldenburg.
Diözesanvorsitzende Veronika Hüning begrüßte gewohnt locker und machte zugleich
deutlich, wie wichtig vor dem Hintergrund der aktuellen päpstlichen
Verlautbarungen durch Papst Franziskus aber auch des Konzilsdekretes Gaudium et
spes - nicht zu vergessen Jesu Gerichtsrede bei Mt. 25,31ff. - das Werk des
Geehrten und seiner Mitarbeiter für Wohnungslose und neuerdings für die
Integration von Geflüchteten bewertet werden müsse.
Sie übergab an die Laudatorin Maria Kube vom Sozialdienst katholischer Frauen,
die als Wegbegleiterin von Bernd Mülbrecht in launiger Weise seine
Doppelkompetenz als Industriekaufmann (Lobbyist, Verhandlungskünstler) und
Sozialarbeiter (Helfer und intuitiver Ermutiger) lobend hervorhob und seine vielen
Gesichtsfältchen als Lachfalten identifizierte. Sie veranschaulichte die
Erfolge seiner hartnäckigen Verhandlungen zugunsten der Wohnungslosen, indem
sie schilderte, wie er Jahr für Jahr den Vergessenen seine Stimme lieh.
Nach einem Zwischenspiel durch die schon bewährte Klavierimprovisation von Ulla
Schmidt aus Oldenburg übernahm Norbert Mette die Regie, indem er drei
Lebensbegleiter über die herausragenden Eigenarten von Bernd M. befragte, aber
auch danach, was sie selbst im Kontakt mit ihm gelernt hätten. Die Befragten, Marie
Claret Platzköster (Krankenschwester), Andrea Tafferner (Dozentin an der FH für
Sozialwesen Münster) und Thomas Reker (Psychiater), hoben die Impulse und
Anregungen durch den Geehrten hervor. Reker wies nachdrücklich darauf hin, dass
neben viel körperlicher und organischer Beeinträchtigung der Wohnungslosen
vielfach auch psychische Beeinträchtigungen durch das Gefühl der totalen
Ausgrenzung festzustellen seien. Es war eine gelungene Ergänzung zu der
Laudatio und eine überzeugende Veranschaulichung der Wirkung von Bernd M. auf
Menschen aller Stände und Schichten dazu.
Die Drei, die dann auftraten und Musik machten - eigentlich muss man sagen: zum
Tanz aufspielten, denn vom Schmuseblues über Tango bis zu Jive/Charleston war
alles dabei - waren als Straßenmusikanten von Münster nahe Bahnhof bekannt: ein
Akkordeon, ein Kontrabass und das melodie- und taktführende Saxophon. Daniel
Alexander heißt der Chef am Saxophon. Bekannte Ohrwürmer, verschwendet an ein
Publikum, das an nichts weniger als an Tanz dachte (altersbedingt!).
Wieder übernahm Veronika die Regie, indem der Vorstand auf die Bühne gebeten
wurde und in wohlgesetzten Worten die Ehrung erfolgte: Bernd M. erhielt die
Bronzebüste von Papst Johannes XXIII. sowie eine Urkunde, und alle Mitarbeiter
eine Friedenskerze von pax christi.
Bernd Mülbrecht dankte allen Initiatoren und Mitarbeitern und mahnte die
Anwesenden, bettelnden Wohnungslosen künftig nicht mehr durch Nichtbeachtung zu
begegnen, sondern ernsthaft über eine würdige und respektvolle Reaktion
nachzudenken, auch wenn man nichts zu spenden beabsichtige. Seine Arbeit werde
auch nach seiner Verabschiedung aus der Leitung des Hauses der Wohnungslosen
zugunsten des Projekts Europabrücke, das er für jede Kommune anzuregen empfahl,
weitergehen.
Klaus Hagedorn vom Forum St. Peter in Oldenburg, der Geistliche Beirat im
Diözesanvorstand, beendete den offiziellen Teil durch sehr eindringliche Bitt-
und Dankgebete, die mit einem Segenswunsch geschlossen wurden. Und er lud zu
einem Kanon ein, der aus dem Plenum zweistimmig kräftig und überzeugend zweimal
erklang „Herr, gib uns deinen Frieden“
Dann begann mit Kaffee, Kuchen und Schnittchen der lockere Gedankenaustausch
der Teilnehmer untereinander, aufgelockert und untermalt durch weitere Kostproben
der Straßenmusiker. Nach 17 Uhr verliefen sich die Gäste nach und nach, die zu
einem großen Anteil vom Norden und Süden, vom Westen und Osten des Bistums
gekommen waren.
Von Eberhard Ockel
Ein Grußwort von Norbert Arntz, Preisträger im Jahre 2011, finden Sie rechts in der Spalte. Arntz war am Tag der Preisverleihung leider aufgrund einer Reise verhindert.