Deeskalation ist das Gebot der Stunde
24. Feb 2022
Mit der Infragestellung der Ukraine als eigenständiger Staat, der
Anerkennung von Donezk und Luhansk als unabhängige Staaten und der
Ankündigung, russische Truppen dorthin zu entsenden, hat der russische
Präsident Putin eine weitere Eskalationsstufe im Konflikt um die Ukraine
und mit der NATO und der EU beschritten.
pax
christi verurteilt diese Eskalation aufs Schärfste und unterstützt die
Forderung der Bundesregierung, diese völkerrechtswidrigen Schritte
sofort zurückzunehmen und zu den Minsker Abkommen und zur Diplomatie
zurückzukehren. Ebenso unterstützen wir die Pläne, wieder mehr
OSZE-Beobachter:innen in den Osten der Ukraine zu entsenden, da diese
bei der Deeskalation vor Ort eine wichtige Rolle wahrnehmen.
Festzuhalten ist seitens der Bundesregierung am Verzicht auf
Waffenlieferungen an die Ukraine.
Trotz
Verständnis für das Bedrohungsempfinden auf russischer Seite und des
Wissens um provozierende politische Schritte der NATO, nimmt pax christi
die jüngsten politisch-militärischen Schritte Russlands als
Infragestellung der europäischen Sicherheitsarchitektur wahr. Putins
Vortrag am 21.02.22 verdeutlicht seine Machtansprüche und den Willen zur
Rückkehr zu Gebietsansprüchen der Sowjetunion.
Diese
Politik Putins stellt die demokratische Ordnung der Ukraine und
internationales Recht infrage. Gerade deshalb müssen EU und NATO jetzt
an deeskalierenden, zivilen Maßnahmen festhalten. Die Wirkung von
Sanktionen muss unter dem Aspekt des Schutzes der Bevölkerungen
abgeschätzt und so gestaltet werden, dass sie zur Deeskalation der
Situation beitragen können. Die Wiederherstellung der Sicherheit und
Integrität der Ukraine kann nur auf dem Verhandlungsweg beschritten
werden.
pax christi setzt sich für die
Entwicklung einer gesamteuropäischen Sicherheitsarchitektur unter
Einbezug Russlands und der Ukraine ein. Dieses Ziel muss an die Stelle
der Diskussion über weitere NATO-Erweiterungen treten.
Für
eine Verständigung zwischen Russland und dem Westen gibt es zahlreiche
Formate, die unter Einbeziehung der Ukraine genutzt werden müssen. Die
Charta von Paris aus dem Jahr 1990, die Achtung und Zusammenarbeit als
Grundlage der gegenseitigen Beziehungen bestimmt und die jede Androhung
und Anwendung von Gewalt gegen die territoriale Integrität von Staaten
ächtet, ist dafür die Grundlage. pax christi fordert die
Bundesregierung auf, sich für eine Rückkehr zur NATO-Russland-Grundakte
einzusetzen, die auf eine dauerhafte Stationierung von atomaren
Mittelstreckenraketen verzichtet. NATO-Manöver sollten nicht an der
russischen Grenze abgehalten werden, wie es mit Defender 2020 geplant
war. Zudem müssen die NATO-Staaten ihre Mitverantwortung für die
Verschlechterung der Beziehungen zu Russland anerkennen und auf
irritierende und provozierende Akte verzichten. Das Zugeständnis an die
Ukraine, zum jetzigen Zeitpunkt Mitglied der NATO werden zu können, darf
auf keinen Fall gemacht werden, zumal es eine klare Zusage an den
damaligen Präsidenten Gorbatschow gab, dass die Ukraine nicht Mitglied
der NATO wird. Von Russland muss ein deutlich erkennbarer Abzug seiner
Streitkräfte und Waffen aus dem Grenzgebiet zur Ukraine erfolgen.
Sicherheit
für die Ukraine und Russland sind darüber hinaus auch auf politischem,
wirtschaftlichem und insbesondere energiepolitischem Feld zu
gewährleisten. Die Energiewende wird die Regierungen ebenso wie die
Bevölkerung in beiden Staaten vor große Probleme stellen, da dort die
Energieversorgung nahezu ausschließlich aus fossilen Energieträgern
erfolgt. Deutschland und die Europäische Union insgesamt können hier
einen wesentlichen Baustein zur Sicherheitsarchitektur beitragen, indem
sie die Länder bei der Umstellung der Energieversorgung auf nachhaltige
Produktionstechniken unterstützen, die den Zielen des Pariser
Klimaabkommens entsprechen.
pax christi fordert
die Bundesregierung auf, weiterhin die verschiedenen Gesprächsformate
zwischen den Konfliktparteien mit dem Ziel einer friedlichen Beilegung
des Konfliktes nach Kräften zu unterstützen. Dabei muss von der
Bundesregierung und der Europäischen Union der Weg zu einer europäischen
Sicherheitspolitik unter Einschluss Russlands und der Ukraine
konsequent weitergegangen werden.