2021: Aktion Würde und Gerechtigkeit e.V.
Der diesjährige Papst Johannes XXIII.-Preis 2021 wurde Samstag vor 100 Gästen in der KSHG Münster an die „Aktion Würde und Gerechtigkeit“ verliehen.
Dieser Preis wird von pax christi Münster seit 2011 alle zwei Jahre verliehen.
Er ist für Personen und Organisationen in unserem Bistum bestimmt, die im Sinne des Konzilspapstes sich für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung einsetzen und die Grundintention der Pastoralkonstitution „Gaudium et Spes“ mit ihrem Engagement in die heutige Zeit zu übertragen: „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi. Und es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Herzen Widerhall fände.“ (GS 1)
„Die Aktion Würde und Gerechtigkeit setzt sich bereits seit vielen Jahren für die Rechte von Arbeitsmigrant*innen aus Ost- und Südosteuropa in der hiesigen Fleischindustrie ein“, so Maria Buchwitz, Diözesanvorsitzende von pax christi Münster, während ihrer Begrüßung auf der Preisverleihung.
„Schon lange, bevor die Realität dieser Menschen im Zuge der Corona-Pandemie viel mediale Aufmerksamkeit bekam, versuchte sie, die oft prekären und menschenunwürdigen Lebens- und Arbeitsbedingungen aufzudecken, anzuklagen und zu verbessern und für ein (Arbeits-) Leben in Würde und Gerechtigkeit zu kämpfen“, so Buchwitz weiter.
In Kooperation mit der Fachstelle Weltkirche fand die feierliche Preisverleihung am 25.9.2021 in der KSHG Münster statt. Gut 100 Gäste freuten sich mit den Preisträger*innen, darunter auch zahlreiche Klimapilger*innen, die auf dem Weg nach Glasgow an diesem Wochenende Station in Münster machten.
Klaus Hagedorn benannte in seiner Laudatio „Engagement gegen organisierte Verantwortungslosigkeit“ seitens der Fleischindustrie und der Politik. Er prangerte die moderne Formen der Sklaverei an, die durch die AKTION aufgedeckt, verfolgt, angeprangert und öffentlich gemacht wurden: „Stichworte sind Lohn- und Sozialdumping: dass Menschen angemietet, verschlissen und danach entsorgt, also entlassen und beliebig ausgetauscht werden, dass sie ausgebeutet werden in sog. Zwölf-Stunden-Schichten mit unbezahlten Überstunden, durch absurd hohe Vertragsstrafen bei vorzeitiger Kündigung, durch Sechs- bis Sieben-Tage-Wochen und durch Bezahlung unter dem Mindestlohn, durch fristlose Kündigung von Arbeiterinnen bei Schwangerschaften. Sie werden behandelt als Ware, und es scheint keine Rolle zu spielen, was das mit ihrem Leben und ihrer Gesundheit macht, dass sie schwere körperliche und psychische Schäden nehmen, dass sie letztlich als Menschen zweiter Klasse angesehen und behandelt werden.“
In der anschließenden Podiumsdiskussion mit Matthias Brümmer (Geschäftsführer bei der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten Region Oldenburg/Ostfriesland), Daniela Reim (Beraterin in der Beratungsstelle Oldenburg für Mobile Beschäftigte / Sicher und Fair arbeiten in NiSa) und Regine Kretschmer (Ethnologin, Referentin für ländliche Entwicklung in der Lateinamerika-Abteilung von MISEREOR) wurde inhaltlich über das Thema diskutiert. Hier wurde deutlich auf einen weiteren Zusammenhang von Würde und Gerechtigkeit in der Fleischindustrie aufmerksam gemacht: auf die Lieferkette, wie in Amazonien Würde und Leben vieler Bauernfamilien und indigener Völker verletzt werden durch die Rodung riesiger Flächen für Sojaanbau, der dann durch Großkonzerne exportiert wird, um bei uns in den niedersächsischen Häfen anzulanden und zu Tierfutter verarbeitet zu werden – ein direkter Zusammenhang von Zerstörung des Regenwaldes, weltweitem Klimawandel und der hiesigen Fleischindustrie sowie unserem Fleischkonsum.
In seiner Dankesrede am Anschluss an die feierliche Preisübergabe durch den Diözesanvorstand von pax christi Münster bekundete Prälat Kossen aus Lengerich, der Initiator und Inspirator der AKTION, im Namen des Vorstandes seine große Freude über diesen Preis. Er sieht in ihm „eine große Ermutigung für unser Engagement für die Arbeiter*innen in Großschlachtereien, die Ausbeutung und Ausgrenzung erfahren, damit sie nicht weiterhin wie ‘Wegwerfmenschen‘ behandelt werden“.
Bei einem vegetarischen Imbiss und einem Wald- & Wiesenkonzert des Sebastian Netta Trios ließen Preisträger*innen und Gäste den Abend gemütlich ausklingen.