Aussichten für einen Frieden
09. Feb 2024
Mit Kaplan Jan Röttgers aus Wolbeck, 2019 zum Priester geweiht, stand der Gruppe auf ihrer Jahrestagung ein junger und kompetenter Tagungsreferent vor, der inhaltlich und in seiner Person überzeugte und zu vertiefter Reflexion der eigenen Position angesichts der Bedrohungen durch fortschreitende Kriege und entstehende Gewaltbereitschaft führte.
In einem ersten Impulsreferat erinnerte er an den Weg der frühen Christ*innen, die in Erwartung des Reich Gottes sich jeglichem Kriegsdienst verweigerten und Verfolgung und Martyrium ertrugen.
Die konstantinische Wende brachte im 4.Jahrhundert die Anerkennung der christlichen Religion und schließlich ihre Durchsetzung als Staatsreligion. Ämter und Teilhabe an den Machtstrukturen des imperium Romanum führten zur Akzeptanz des Militärischen und der realen Teilhabe an weltlicher Macht. (siehe z.B Legende des hl Martin...) Der Bruch mit dem Judentum und christlicher Antisemitismus finden hier ihren Ursprung.
Die Vereinheitlichung der christlichen Lehre durch Konzilien führte nicht nur zu einer theologisch begründeten Ausgrenzung anders Denkender; sie war auch Voraussetzung für den Anspruch als Einheit-stiftende Staatsreligion; Kriege als Instrumente der Unterwerfung eingeschlossen.
Die Lehre vom „gerechten Krieg“ (ius bellum Cicero;Augustinus ,Thomas v.Aquin etc)) wurde Teil der abendländischen Rechtsgeschichte und setzte Regeln für den bewaffneten Kampf zwischen Staaten, regelt und beschränkt die Gewalt zugleich mit einem Kriegsrecht.
Mit dem Zweiten Weltkrieg und der Entwicklung von Massenvernichtungswaffen sind gerechte Kriege nicht mehr führbar, da sie im Ergebnis das Überleben der Menschheit infrage stellen. („gerechter Friede“ Deutsche Bischofskonferenz: Frieden ist nicht einfach die Abwesenheit von Krieg.Eine Welt, in der den meisten Menschen ein menschenwürdiges Leben vorenthalten wird,...ist nicht zukunftsfähig.)
Vom gerechten Krieg zum gerechten Frieden:die Impulsreferate führten die Teilnehmer immer wieder auf ihre Einschätzung der Gewalt in der Ukraine,im Nahen Osten und weltweit zurück.
Wie ist Frieden anders möglich als durch das Schweigen der Waffen .
Mit Rückblick auf eigene Lebenserfahrungen in der Auseinandersetzung mit der Nachrüstung in den 80er Jahren wurde kontrovers das Selbstverteidigungsrecht von Menschen und Staaten erörtert und die Rückkehr des Krieges als Mittel der Politik beklagt.
Der Hinweis auf die Theologie der Befreiung, die in der kapitalistischen Ausbeutung der Natur und des Menschen die Ursache von Kriegen und Zerstörung sehe, öffnete die Perspektive auf die Rolle von Religion und Theologie in Zeiten wie diesen und wurde wie erwartet kontrovers diskutiert.
Einen versöhnten Ausklang ermöglichte der Gottesdienst am Schluss der Tagung. "Selig die Frieden stiften..."