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pax christi

menschen machen frieden - mach mit.

Unser Name ist Programm: der Friede Christi. 

pax christi ist eine ökumenische Friedensbewegung in der katholischen Kirche. Sie verbindet Gebet und Aktion und arbeitet in der Tradition der Friedenslehre des II. Vatikanischen Konzils. 

Der pax christi Deutsche Sektion e.V. ist Mitglied des weltweiten Friedensnetzes Pax Christi International.

Entstanden ist die pax christi-Bewegung am Ende des II. Weltkrieges, als französische Christinnen und Christen ihren deutschen Schwestern und Brüdern zur Versöhnung die Hand reichten. 

» Alle Informationen zur Deutschen Sektion von pax christi

40 Jahre pax christi-Gruppe Coesfeld

30. Okt 2024

Am letzten Sonntag im September feierte unsere Coesfelder pax christi-Gruppe im Hauptgottesdienst der Gemeinde St. Lamberti ihr Jubiläum.

Es war der Dank dafür, dass wir hier bei uns schon 79 Jahre in Frieden und Freiheit leben dürfen, so lange wie bisher keine Generation vor uns! Und es war zugleich der Dank für das 40 jährige Bestehen unserer Gruppe.

Was haben wir alles erlebt! Zur Zeit unserer Gruppengründung lebten wir zwar im Frieden aber im „Kalten Krieg“. Ost und West hatten im stufenweisen Aufrüsten, um das „Gleichgewicht der Kräfte“ „zur Abschreckung des Gegners“ zu erhalten, einen Punkt erreicht, dass man sich gegenseitig, und damit die Erde, 16 mal vernichten konnte. Welch ein Irrsinn!!! Das nächste nukleare Waffenlager befand in Visbeck bei Dülmen. Die dort gelagerten Atomgranaten konnten im Ernstfall 18 km weit verschossen werden – also gerade Coesfeld erreichen!

Gott sei Dank riefen 1983 evangelische Kirchen in Vancouver/Kanada den „konziliaren Prozess“ ins Leben, dem sich Gott sei Dank 1990 in Seoul alle christlichen Kirchen anschlossen. Sein Thema: „Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung“. Die Botschaft Jesu unter diesen Schwerpunkten ins Hier und Heute umzusetzen prägten und prägen, leider, muss man wohl sagen, die Arbeit unserer Gruppe.

Als erste Aufgabe fiel uns zu, dass wir uns um die vor Chomeni geflüchteten Iraner – zumeist Frauen mit Kindern, die Männer waren z.T. noch in  Haft - kümmerten, die knapp 40 Jahre nach den Flüchtlingen und Vertriebenen des 2.Weltkfrieges als Gruppe zu uns kamen. Wir haben sie eingeladen und mit ihnen gefeiert: Kaffeetrinken mit Programm. Die Männer kamen später dazu. Das reichte bis zum Versuch eines interreligiösen Dialogs. Zu dem kamen allerdings immer weniger Frauen, dafür aber auch Männer der örtlichen muslimischen Gemeinde. Und die wurden vorsichtig und blieben weg, als sie merkten und über ihre Kinder erfuhren, dass einige von  uns als Lehrer theologisch vorgebildet waren. Da die meisten Iraner aus gehobenen Verhältnissen stammten, hatten sie sich relativ schnell integriert und zogen auch von Coesfeld weg. Etliche Jahre kamen sie aber im Herbst zu den Iranertreffen „Kaffee mit Programm“. Als dann immer mehr Flüchtlinge Coesfeld zugewiesen wurden, bildete sich eine eigene Flüchtlingsinitiative.

Zur Erlassjahrkampagne hatten wir mit Schülern 3 Papptürme gebaut: einen kniehohen, der die Gelder der gegebenen Entwicklungshilfe abbildete, einen hüfthohen, der die geleisteten Rückzahlungen symbolisierte und einen 5 m hohen, der die verbliebenen Restschulden darstellte, da die Hilfszahlungen alle kurzfristig waren und die Raten meist mit neuen Krediten beglichen wurden. Die Projekte waren aber langfristige Vorhaben, die erst zu einem späteren Zeitpunkt begannen, Gewinne einzubringen. Diese Politik war spätkolonialistisch und paternalistisch orientiert. Unsere Schuldentürme waren in mehreren Kirchen zu sehen und halfen vielleicht beim Umdenken zu einem partnerschaftlichen Umgang miteinander. Alle Coesfelder Kirchengemeinden haben Partnerschaften mit Gemeinden der damals so genannten „3.Welt“ gegründet.

Wo wir persönlich machtlos sind, vertrauen wir auf Gottes Hilfe. So stellten wir 1988 in der Heide bei Goxel am Absturzort zweier Kampfflugpiloten ein Gedenkkreuz auf mit der Gruppe „Coesfelder Bürger für den Frieden“, die sich aus Protest gegen die geplante Nachrüstung mit Mittelstrecken-Raketen gegründet hatte.

Natürlich waren wir bei den „Sonntagsspaziergängen“ in Ahaus und Gronau gegen die militärische und zivile Nutzung atomarer Nuklearstoffe dabei. In den Castor-Behältern des Zwischenlagers (Ahauser sagen „Endloslager“) mit der Asche von Brennstäben aus Atomkraftwerken finden sich unter anderem Technetium 99 und Zirconium 93, deren tödliche Strahlungsintensität sich nach über 150 000 Jahren erst halbiert hat! Welche Risiken und Belastungen bürden wir unseren Nachfahren da auf!

Um Frieden ging es bei der Anti-Landminen-Kampagne, der preiswerten Waffe armer Kriegsparteien, in Coesfeld, Nottuln und Münster. Gegen die Kriege im Irak, auf dem Balkan, gegen die Ukraine und im Nahen Osten gab es Kundgebungen, Demos durch die Innenstadt und Schweigekreise. Aber auch in den „Zwischenzeiten“ luden wir regelmäßig zu Friedensgebeten ein oder zur Messe als Auftakt der Ostermärsche von Coesfeld nach Dülmen.

Um unsere eigene Weiterbildung und den ganz kleinen Versuch, Einfluss auf die Politik zu nehmen, ging es bei den mehrfachen Besuchen unserer Bundestagsabgeordneten Werner Lensing, Winfried (Winni) Nachtwei und Karl Schiewerling in unserer Gruppe. Hauptthemen waren die Rüstung, die Rüstungsexporte und der soziale Frieden.

Ein ganz neues Thema begann 2002 mit der Erinnerungskultur. Wir gedachten in der ehemaligen Synagoge und auf dem Jüdischen Friedhof des Judenpogroms vom 9.November 1938 mit wachsender Beteiligung von Besuchern und Mitgestaltern. Auch auf unseren Antrag hin trat die Stadt Coesfeld dem Riga-Komitee bei, und es erfolgten am Schoa-Gedenktag Stolperstein-Verlegungen. Für eine Groß-Demo auf unserm Markt gegen Pegida schafften wir uns zwei große Spruchbänder an: „Coesfeld für Menschenwürde, Vielfalt und Toleranz“ sowie „Gemeinsam gegen Rassismus und Ausgrenzung“. Zuletzt im Einsatz waren diese Spruchbänder im Februar 2024 bei großen Demos gegen Rechts in Coesfeld und Billerbeck.

Wie kann man Frieden machen? Indem man sich besucht, miteinander spricht und sich kennenlernt. Dann ist vielleicht auch Versöhnung möglich. Dem dienten die Fahrten auf Bistumsebene mit Bernhard Lübbering und Ernst Dertmann nach Tschechien, Polen, Italien, Frankreich und Riga, an denen auch Mitglieder unserer Gruppe teilnahmen.

Wir sind dankbar, dass wir als kleine Rädchen an so vielen Entwicklungen mitwirken durften. Unsere Partner in Afrika würden sagen: Viele kleine Leute, die an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, können das Gesicht der Welt verändern. Welch eine Hoffnung!

Helga Schulze Bertelsbeck für die pax christi-Gruppe Coesfeld