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pax christi

menschen machen frieden - mach mit.

Unser Name ist Programm: der Friede Christi. 

pax christi ist eine ökumenische Friedensbewegung in der katholischen Kirche. Sie verbindet Gebet und Aktion und arbeitet in der Tradition der Friedenslehre des II. Vatikanischen Konzils. 

Der pax christi Deutsche Sektion e.V. ist Mitglied des weltweiten Friedensnetzes Pax Christi International.

Entstanden ist die pax christi-Bewegung am Ende des II. Weltkrieges, als französische Christinnen und Christen ihren deutschen Schwestern und Brüdern zur Versöhnung die Hand reichten. 

» Alle Informationen zur Deutschen Sektion von pax christi

Friedensarbeit in Kriegszeiten

11. Apr 2025

Bericht aus Butembo/ Ostkongo

Nachdem die ruandische Miliz M23 im Januar dieses Jahres Goma, die Bezirksregierungsstadt der North Kivu Provinz und Bukavu eingenommen hat, ist der Krieg im Osten der DR Kongo weiter eskaliert. Wichtiger Treibstoff für den Krieg ist der Kampf um den Zugang zu den wertvollen Seltenen Erden des Landes, deren Bedarf weltweit enorm gestiegen ist durch das Ziel des emissionsneutralen Wirtschaftens und die Zunahme der Elektromobilität. Weder die Kongolesische Armee noch die Polizei sind in der Lage, die Bevölkerung vor den über 100 verschiedenen Rebellengruppen zu schützen. Regelmäßig kommt es vorwiegend in den Dörfern nachts zu Überfällen, bei denen ganze Familien getötet werden, während die Täter unerkannt fliehen.

Wie sieht das Leben der Menschen aus, und wie geht Friedensarbeit konkret in diesem Land, in dem seit 30 Jahren Krieg herrscht? Es war seit langem mein Wunsch, die Menschen und die Lage vor Ort kennen zu lernen. In Butembo, der mit ca. einer Million Einwohnern zweitgrößten Stadt in North Kivu, ist das Leben relativ sicher, da die Stadt z.Zt. von der ugandischen Armee kontrolliert wird. So war für mich und Matthias Scheitacker, der seit gut einem halben Jahr unsere pax christi Kommission Solidarität mit Zentralafrika unterstützt, im März 2025 eine Einreise möglich. Matthias ist anglikanischer Priester, Referent für Ostafrika der Stiftung Marburger Mission, hat 10 Jahre mit seiner Familie in Uganda gelebt und ist in dieser Region gut vernetzt. Gemeinsam mit leitenden Mitgliedern der anglikanischen Kirche hat er in Butembo 2022 ein Programm für Gemeinden, Schulen und Bildungseinrichtungen entwickelt mit dem Ziel, Vertrauen und Einheit unter den Menschen hier zu fördern. In einer Gesellschaft, in der durch den lange andauernden Krieg die meisten Menschen traumatisiert sind und die Gewaltbereitschaft um vieles höher ist als in friedlicheren Gesellschaften, ist das eine große Herausforderung. Nachhaltiger Frieden entsteht zum einen Teil auf der politischen Ebene, zum anderen bedarf es einer Gesellschaft, in der Hass und Spaltung überwunden werden können und Vertrauen wieder möglich ist. Hier setzt das Programm an. In einem mehrtägigen Seminar mit 16 Personen entwickeln wir hier das Programm weiter entsprechend der aktuellen Lage und der bisher damit gemachten Erfahrungen der Teilnehmenden.

Auch die Friedensarbeit der katholischen Kirche in der Diözese Butembo – Beni lernen wir kennen. Die anglikanische Kirche arbeitet gerade in der Friedensarbeit eng mit der katholischen Kirche zusammen. Father Aurelien Kambale Rukwata leitet hier die Kommission für Gerechtigkeit und Frieden (CDJP). Bei unserem Besuch nutzen wir die Gelegenheit, mit einigen Mitarbeitenden zu sprechen. Die CDJP wurde 1990 gegründet und arbeitet aktuell mit den 72 Gemeinden der Diözese Butembo-Beni zusammen in den fünf Orten Lubero, Beni, Oicha, Kirumba und Butembo. Father Aurelien führt uns durch die verschiedenen Abteilungen für Kommunikation, Monitoring, Traumabearbeitung, die Arbeit mit Geflüchteten und andere.

Anschließend haben wir die Gelegenheit, mit Geflüchteten ins Gespräch zu kommen. Allein in Butembo leben ca. 15 000  geflüchtete Familien, die meist sehr groß sind. Manche werden von Familien in der Stadt aufgenommen, andere schlafen nachts in Schulen, leben tagsüber auf der Straße und versuchen, durch kleine Hilfsleistungen sich das Allernötigste zum Leben zu verdienen. Die katholische Kathedrale in Butembo bietet in einem Nebengebäude über 5000 Geflüchteten die Möglichkeit, jeden Dienstag zusammen zu kommen und sich auszutauschen. Die ökumenische Organisation I.S.PRO.N unterstützt die Menschen dort, denen es an allem fehlt, mit äußerst begrenzten Möglichkeiten. Jeder Besuch von auswärts bedeutet für die Menschen hier sehr viel und gibt ihnen das Gefühl, nicht allein und vergessen zu sein. Wir hören ihre bewegenden Erfahrungen auf der Flucht, sind von dem allgegenwärtigen Leid ergriffen und beten gemeinsam. Hier sind die Kirchen ein Anker der Hoffnung für die Menschen in einem Staat, der mit dem Krieg überfordert ist und ihnen weder Sicherheit noch Unterstützung geben kann. Als pax christi arbeiten wir weltweit zusammen, um uns für Frieden und Gerechtigkeit für alle Menschen, auch in dieser Region einzusetzen.

Maria Buchwitz

Sprecherin der pax christi Kommission Solidarität mit Zentralafrika

April 2025